Dienstag, 9. Februar 2010

Arbeitskreis Notfallmedizin erhält den Aachener Lehrpreis

Interview mit den Organisatoren: Was bietet der Arbeitskreis für Medizinstudenten?
Der Arbeitskreis Notfallmedizin hat am 29. Januar 2010 auf der Veranstaltung "RWTH transparent - mobilising people" den Lehrpreis der Hochschule erhalten. Der Arbeitskreis ermöglicht seit 2004 Medizinstudenten einen spannenden Einblick in die Notfallmedizin. Das Projekt "Rettungsdienstpraktikum für Studierende der Medizin", für welches der Arbeitskreis ausgezeichnet wurde, ist nur ein Teil des Angebots. Janina Mauer stellt den Arbeitskreis vor.

Trainingseinheit des AKN: Hier kann die Erstversorgung von Unfallpatienten praktisch geübt werden; Foto: Cordt Beißner
Trainingseinheit des AKN: Hier kann die Erstversorgung von Unfallpatienten praktisch geübt werden; Foto: Cordt Beißner
 
Janina Mauer sprach mit Alf Schmidt und Cordt Beißner, den Organisatoren und Mitgliedern des Arbeitskreis Notfallmedizin (AKN).

Herzlichen Glückwunsch! Wie erhält man den Lehrpreis der RWTH?

Schmidt: Es gibt ein festes Auswahlsystem. Jede Fakultät der RWTH nennt der Studienkommission, welche die Lehre an der RWTH koordiniert, ihren Kandidaten für den Lehrpreis. Die Studienkommission berät sich über die Vorschläge und gibt dann ihre Empfehlung an Senat und Rektorat der RWTH weiter. Diese entscheiden fakultätsübergreifend, wer den Lehrpreis erhalten soll.

Die Konkurrenz ist also groß!

Beißner: Ja, sie umfasst alle Fakultäten der RWTH. Aber in der Medizin gibt es ständig Innovationen und gerade seit der Einführung des Modellstudiengangs tut sich an der Hochschule Aachen viel in Sachen medizinische Lehre. Es sind einige Projekte entstanden, die den Medizinstudenten neue Lernmethoden und -möglichkeiten bieten.
Das zeigt sich auch daran, dass unsere Fakultät nicht zum ersten Mal für ein innovatives Lehrprojekt ausgezeichnet wird. 2004 bekam beispielsweise die Arbeitsgruppe "Einführungswochen Notfallmedizin" den Lehrpreis überreicht. In den Jahren 2007 und 2008 waren ebenfalls Projekte der medizinischen Fakultät bei der Auswahl ganz vorn mit dabei.

Für welches Projekt erhaltet Ihr die Auszeichnung?

Schmidt: Dieses Jahr wird der Arbeitskreis Notfallmedizin für sein Projekt "Rettungsdienstpraktikum für Studierende der Medizin" ausgezeichnet. Dieses Praktikum beinhaltet neben theoretischem Unterricht die Möglichkeit, auf einem Rettungswagen im Umkreis von Aachen mitzufahren und so Rettungsdienst einmal "live" zu erleben.
Dieses Angebot richtet sich an Medizinstudenten ab dem 5. Semester, die schon etwas Vorkenntnisse mitbringen, den Organblock Herz-Kreislauf-System und im besten Fall schon eine Famulatur hinter sich haben.

Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Projekt?

Beißner: Die Idee zum Rettungsdienstpraktikum kam ursprünglich von den Studenten selbst. Da sie ein solches Praktikum allerdings nicht privat organisieren konnten - unter anderem aus versicherungstechnischen Gründen - wandten sie sich an den AKN.
Henning Biermann griff den Studentenwunsch auf und realisierte das Projekt. Er ist selbst Medizinstudent in Aachen gewesen und mittlerweile als Assistenzarzt am UKA tätig. Die Projektgruppe besteht aus ihm, Sebastian Knott und uns beiden. Das Praktikum hat sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil im Angebot des AKN etabliert.

Was bietet der Arbeitskreis Notfallmedizin den Studenten der RWTH noch an?

Beißner: Neben dem Rettungsdienstpraktikum bietet der AKN monatliche Treffen. Dort kann jeder Interessierte dabei sein, egal ob er eine Frage zu einem notfallmedizinischen Thema hat, gern noch einmal das Schienen und Lagern von Notfallpatienten praktisch üben möchte, oder einfach wissen will, was demnächst so auf dem Programm steht und sich vielleicht an der Planung beteiligen möchte.
Mindestens einmal pro Semester werden zudem Fortbildungen veranstaltet. Dort referieren Rettungsdiensttätige und ärztliche Dozenten über notfallmedizinische Themen. Daneben können das richtige Verhalten am Unfallort und die Regeln zur Wiederbelebung und anderes noch einmal gründlich wiederholt und geübt werden.
Diese Veranstaltungen sind besonders für Studierende mit Rettungsdienstausbildung von Vorteil, da sie jährlich mindestens 30 Fortbildungstunden nachweisen müssen, um weiterhin in ihrem Beruf tätig sein zu können.
Die Nachfrage bei den Studenten ist insgesamt sehr groß und wir bemühen uns um regelmäßige Termine. Die Dozenten unterstützen uns dabei in ihrer Freizeit, wofür wir sehr dankbar sind.

Können an den Treffen und Seminaren auch Studenten unterer Semester teilnehmen, die noch keine Organblöcke durchgenommen oder Erfahrungen in der Notfallmedizin gesammelt haben?

Schmidt: Natürlich. Bei den AKN-Treffen ist jeder willkommen! - auch "notfallmedizinisch Unbelastete" (lacht). Ebenso sind die Seminare für jeden Interessierten offen. Schließlich fühlen sich gerade Studenten unterer Semester oft nicht richtig über die Techniken und Regeln zur notfallmedizinischen Erstbehandlung informiert und sind froh, wenn sie Wiederbelebung und Co. noch einmal üben können.
Wir hoffen, durch dieses Angebot die "Lücke" zwischen dem Einführungsblock Notfallmedizin im ersten und dem Vorlesungsblock Notfallmedizin im achten Semester schließen zu können - damit sich jeder Student einer Notfallsituation gegenüber gewachsen sieht.

Wie laufen die AKN-Treffen ab?

Beißner: Wir treffen uns gern in lockerer Atmosphäre, zum Beispiel in der Fachschaft auf einen Kaffee. Es gibt zwar eine Tagesordnung, wo aktuelle Themen, Exkursionen und Projekte besprochen werden, dennoch sind die Sitzungen recht entspannt und ungezwungen. Eigene Ideen einbringen und Projekte aktiv mitgestalten, ist für jeden möglich.
AKN-Exkursion nach Heerlen; Foto: Cordt Beißner
AKN-Exkursion nach Heerlen; Foto: Cordt Beißner

Und was plant Ihr momentan?

Schmidt: Ein neues Projekt der AKN steckt gerade in den Kinderschuhen. Wir planen regelmäßige Exkursionen, wie zum Beispiel im letzten Jahr der Besuch der Rettungswache in Heerlen. Dort haben wir die Studenten über das Rettungssystem in den Niederlanden informiert, sie konnten sich die Wache ansehen und in den praktischen Arbeitsalltag eintauchen. Dieses Exkursionsprojekt wollen wir noch weiter ausbauen und den Studenten spannende Einblicke in die Notfallmedizin bieten.

Das ist ein breites Angebot! Wie ist der AKN organisiert, um das alles zu ermöglichen?

Schmidt: Der AKN ist ein rein studentisches Projekt der medizinischen Fakultät. Einige Studenten haben es 2004 ins Leben gerufen, um ihre Erfahrungen aus der Rettungssanitäterausbildung und dem Zivildienst bei abendlichen Treffen an Kommilitonen weiterzugeben.
Die Nachfrage war so groß, dass sich daraus bald eine offizielle Projektgruppe entwickelte, die an die Fachschaft Humanmedizin angegliedert wurde - der heutige AKN.
Die Gründer haben ihr Studium natürlich schon abgeschlossen und sind mittlerweile Ärzte, aber der AKN wird weiterhin durch Studenten der RWTH geleitet. Die Verknüpfung mit der Fachschaft gliedert den AKN in die studentische Selbstverwaltung ein und ermöglicht die Kommunikation mit den Studenten. So werden Ankündigungen und Termine für AKN-Treffen über die Fachschaftsseite veröffentlicht und Neuigkeiten sowie Projektpläne bei Fachschaftssitzungen diskutiert.

Wie kann man Kontakt zum AKN aufnehmen?

Beißner: Den Kontakt zum AKN bekommt man am besten über die Fachschaftsseite, aber jeder, der interessiert ist, kann uns auch jederzeit eine E-Mail schreiben, nur keine Scheu. Ansonsten einfach mal bei einem Treffen reinschauen!


Quelle: http://www.thieme.de/viamedici/studienort_aachen/vorklinik/notfallmedizin.html, 08.02.2010, von Janina Mauer
Janina Mauer studiert Medizin in Aachen und ist Via medici online-Lokalredakteurin.

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