Dienstag, 27. Oktober 2009

RWTH-Zukunftsprojekt mit einer Million Euro belohnt

Aachen/Bielefeld. Die RWTH will ihren Studierenden in allen Fächern eine nie gekannte, umfassende Betreuung zukommen lassen. Dafür wurde sie als eine von sechs Universitäten im bundesweiten Wettbewerb «Exzellente Lehre» ausgezeichnet. Das ehrgeizige Ziel: Bis 2020 sollen 75 Prozent der Studienanfänger hier auch einen Abschluss macht.
Umgekehrt heißt das, dass ein Schwund von «nur» noch 25 Prozent als tolles Ergebnis zu werten wäre. Heute betragen die Abbrecherquoten je nach Fach noch 50 und mehr Prozent.
In der Tat richten sich die Vorhaben des Lehr-Konzepts vor allem auf die Studierenden, die mehr Bedarf an Betreuung haben als andere.
Das sind sowohl jene, die nicht so gut mitkommen wie solche, die vielleicht noch schneller vorankommen könnten. Der zweite große Schwerpunkt liegt auf dem viel besser als bisher begleiteten und kontrollierten Zugang zum Studium.
Das reicht von einheitlicher lückenloser Information für Schüler bis zu Eingangstests, die dem Interessenten «Erfolgswahrscheinlichkeiten» für sein Wunschstudium an die Hand geben.
Dass es der RWTH, nach jahrelangen Sonntagsreden über die Bedeutung der Lehre und ihre hiesigen Defizite, diesmal wirklich ernst damit ist, belegt zumindest der Aufwand. Bis zu 200 Lehrende und Studierende sind seit anderthalb Jahren eingebunden in die Konzeption, die vor dem diesjährigen jetzigen Wettbewerb begonnen - und etwa bei den Bauingenieuren auch schon umgesetzt wurde.
Ein Kernteam, in das neben drei Professoren von Anfang an zwei Vertreter der Studierenden eingebunden war, sorgte in «20 Präsentationen» für Akzeptanz in der ganzen Hochschule.
«Das Konzept ist flächendeckend und von allen Gremien akzeptiert», bekräftigt Aloys Krieg. Der Mathematiker und Prorektor für Lehre hat, bei allem bescheidenen Hinweis auf die Teamarbeit, aus dem Lehr-Konzept ein kleines Lebenswerk gemacht. «Mit der Qualität hat die RWTH ja kein Problem. Aber wir verlieren zu viele auf dem Weg dahin.»
Dass möglichst bald viel mehr bei der Stange bleiben, bedeutet noch sehr viel Arbeit. «Wir haben erstmals ein Gesamtkonzept für die Lehre an der RWTH. Für den weiteren Erfolg ist wichtig, dass sich alle Gruppen der Hochschule so beteiligen wie es zuvor bei der Konzeptentwicklung der Fall war. Dies gilt insbesondere für die Studierenden.»
Das betont Christine Blesinger, die Gruppensprecherin der Studierenden. Anreize soll es für alle geben. Dazu gehören auch Preise und Zusatzverdienste für gute Lehre. Neu zu berufenden Dozenten werden didaktisch «gecoacht».
Zu den konkretesten Maßnahmen gehört, dass künftig alle Studierenden, die am Ende eines Semesters weniger als Zweidrittel der nötigen Leistungspunkte geschafft haben, aktiv von ihren Professoren angesprochen und ihnen Förderungen angeboten werden. «Wer künftig in der Forschung gut sein will, muss heute exzellente Lehre machen», streicht der Vorsitzende des Hochschulrats, Alfred Oberholz, den «Gewinn an Reputation» für die RWTH heraus.
Und Rektor Ernst Schmachtenberg freut sich zuvörderst darüber, dass «die Aachener Hochschule zu den drei Universitäten gehört, die sowohl in der Forschung als auch in der Lehre über das Exzellenzlabel verfügen».


Quelle: Aachener Nachrichten, 19.10.09

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