Montag, 17. August 2009

Evaluation ist für Wissenschaftler ein rotes Tuch

Evaluierung hat bei den Wissenschaftlern keine gute Presse. Sie wird bestenfalls als unumgängliches Übel zur Erlangung öffentlicher Mittel ertragen. Politiker und Verwalter haben dafür wenig Verständnis. Den Wissenschaftlern wird vorgeworfen, sie wollten sich der Bewertung ihrer Leistungen entziehen....

Doch ganz so ist es nicht.

Wissenschaftler akzeptieren, dass sie sich auf die Dauer der Bewertung druch andere so wenig entziehen können wie der Pflicht, ihr Urteil für Entscheidungen über ihre Fachkollegen zur Verfügung zu stellen (In Prüfungen, auf Kongressen, bei Verlagen und in Gutachten). Die Evaluierung, gegen die Wissenschaftler aufbegehren, bedeutet offenbar etwas anderes. Es geht nicht um die Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit oder eines Wissenschaftlers an sich, sondern um die Bewertung in Bzug auf Ziele wie den Platz im Shanhai Rating, die für den Arbeitsmarkt verwertbaren Innovationen, den Beitrag zur Wissensgesellschaft oder zum notwendigen Orientierungswissen. Es geht um Ziele der Institution, der Politik oder der Gesellschaft. Damit wird die einzelne Arbeit oder der Wissenschaftler zu einem Mittel, um diese Ziele zu erreichen. Die Evaluierun wird zu einer betriebswirtschaftlichen oder ökonomischen Form der Beurteilung...

Die zunehmend sarkastischen Äußerungen von Wissenschaftlern zu Evaluierungen in der Öffentlichkeit sind ein Zeichen, dass die mangelnde Legitimation wahrgenommen wird. Auch bei den Fachleuten der Evaluierung und den Verwaltungen nehmen die kritischen Stimmen zu. Der Siegeszug der Indikatoren wird dadurch aber nicht aufgehalten. Die Nachfrage nach zusammenfassenden Beurteilungen ist zu stark...

Die Verwaltungen sind gefordert, Phantasie zu entwickeln, um die derzeitige Vermischung von Information und Beurteilung auseinandertreten zu lassen, um der Forderung von Politik und Gesellschaft nach zusammenfassendem Urteil nachzukommen, ohne die Indikatoren zu Normen werden zu lassen.
(Quelle: FAZ, 30.04.09)

Vor diesem Hintergrund wird schnell klar, warum auch bei uns so viel evaluiert wird.
Die Ergebnisse der Feedbacks von Studierenden und anderen Teilnehmern bilden unsere Existenzgrundlage, sichern unsere Arbeitsplätze und machen es uns erst (finanziell) möglich, unsere Programme qualitativ zu sichern und weiter zu entwickeln.
Also füllt immer schön die Fragebögen aus, damit wir weiterhin dazu beitragen können, eure Ausbildung zu verbessern! :-)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen